1 christliche Fundamentalisten haben zahlenmäßig extrem zugenommen und zwar nicht irgendwo, sondern ausgerechnet in der westlichen Supermacht USA
2. dort haben sie sehr starken politischen Einfluss gewonnen - nicht nur auf die interne Kultur des Landes etwa seine Bildungspolitik, sondern auch auf die Außenpolitik
3. wie so vieles scheinen auch diese Einflüsse langsam auf andere Länder des Westens auszustrahlen und die Errungenschaften der Aufklärung, des Humanismus und der wissenschaftlichen Erkenntnis zurückzudrängen
4. viele Menschen scheinen nicht genug argumentatives Rüstzeug zu besitzen, um dem wohlorganisierten, wohlfinanzierten und aggressivem Bemühungen der christlichen Rechten innerlich etwas entgegenzusetzen.
Daher wendet sich das Buch nicht an die reflektierten Atheisten. Sie brauchen es nicht, sind vom Sujet vielleicht sogar etwas gelangweilt. Es wendet sich auch nicht an Hardcore-Fundamentalisten. Sie sind durch so etwas nicht erreichbar - höchstens reizbar. Richard Dawkins Zielgruppen sind die große Masse der Unentschiedenen, der Halbreflektierten, der religiös Sozialisierten, die zwar im tiefsten Inneren (berechtigte) Zweifel an der Religion hegen, sie aber nicht zu äußern wagen. Die vielen Zuschriften, die erschütternden Zitate aus Zuschriften, die neu entstandenen Selbsthilfegruppen und Websites zum Thema, die Fülle der Einladungen und Lesereisen zeigen, wie bitter das benötigt wird, was Dawkins mitzuteilen hat.
Für alle, die den gegenwärtigen Ton in den USA nicht kennen, hier ein typisches Zitat eines prominenten "amerikanischen Talibans".
I want you to just let a wave of intolerance wash over you. I want you to let a wave of hatred wash over you. Yes - hate is good. Our goal is a christian nation. We have a Biblical duty, we are called by God to conquer this country. We don´t want pluralism. Our goal must be simple. We must have a christian nation buildt on God´s law, on the Ten Commandments. No apologies. Randall Terry
Besonders gefällt mir, dass Dawkins seinerseits nie geifert, polemisiert oder übertreibt. Er argumentiert aus einer reflektierten, menschenfreundlichen, maßvollen Haltung heraus. Ich empfinde ihn hierin als wahrhaft vorbildlich. Er verkörpert dass, was ich mir immer unter einen zivilisierten britischen Gentleman, einem wirklichen Intellektuellen, einem Humanisten vorgestellt habe. Außerdem beweist er sehr viel Mut und Zivilcourage! Das lohnt die Lektüre auch dann, wenn man keinen "religiösen Bedarf" hat.
Schön finde ich auch, dass er die Bibel als wichtiges Stück Kultur durchaus würdigt und gar nicht aus den Lehrplänen verbannen will. Römische und Griechische Mythologie werde ja schließlich auch gelehrt - mit dem Unterschied, dass dabei niemand ernsthaft darauf besteht, man müsse an Zeus oder Jupiter glauben.
Wenn man aber allen Ernstes meint, die Bibel und ihre Moral wörtlich nehmen und heutzutage anwenden zu wollen, dann findet er auch mal sehr engagierte Worte, die an Klarheit NICHTS zu wünschen übrig lassen. Das hat ihm den Spitznamen "Darwin´s Rottweiler" eingebracht.
The God of the Old Testament is arguably the most unpleasant character in all fiction: jealous and proud of it, a petty, unjust, unforgiving control-freak, a vindictive, bloodthirsty ethnic cleanser, a misogynistic, homophobic, racist, infanticidal, genocidal, filicidal, pestilential, megalomaniacal, sadomasochistic, capriciously malevolent bully.
Der Gott des Alten Testaments ist wohl der unerfreulichste Charakter der gesamten Literatur: eiversüchtig und stolz, ein engstirniges, ungerechtes, nachtragendes Kontrollmonster, ein rachsüchtiger, blutdurstiger ethnischer Säuberer, ein frauenfeindlicher, homosexuellenfeindlicher, rasistischer, kindermordender, völkermordender, pestilenzialischer, größenwahnsinniger, sadomasochistischer, launenhafter übelwollender Tyrann.
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