
Wenn Du das Wörterbuch brauchst, um vintage nachzuschlagen, dann leg es gar nicht mehr weg. Es gibt Unmengen toller neuer englischer Worte zu lernen.
Wenn das also ein "klassischer" Carré ist, dann muss ich unbedingt mehr davon lesen. Carré schreibt den lakonischen Stil eines alten Mannes, der viel gesehen hat und die Wechselfälle des Lebens unaufgeregt und ohne Illusionen betrachtet. Eine abgeklärte Vogelperspektive.
In schnörkellosem Stil beschreibt Carré die Lebensgeschichte von Ted Mundy, die als Sohn eines indischen Kolonialoffiziers beginnt und in Heidelberg nach 9/11 endet. Und es ist keine Spionagegeschichte, wie ich sie vermutet habe. Genau wie manch guter Krimi nur den Vorwand zu Charakter- und Milieustudien liefert, beschreibt Carré atmosphärisch dicht das Leben eines Mannes, der erst nach 60% des Buches überhaupt mit Spionage in Kontakt kommt. Nachkriegsengland, Berlin 68, DDR und BRD der 80ger - Carré muss persönlich dabei gewesen sein. Der knappe, sachliche Stil erzeugte bei mir besonders intensive Emotionen, um die "Lücken" zu füllen. Ted Mundy - ein sympatischer Kerl wie Du und ich. Ich werde ihn vermissen.
Das Ende ist übrigens ein Knaller. Man könnte denken, Carré hätte 95% des Buches als Vorrede geschrieben, damit man das Ende richig würdigen kann. Das wäre eine etwas sehr lange Vorrede. Nein, ich denke, er hat in die Zeiten des Kalten Krieges zurückgegriffen, weil das seine Zeit ist und hat einfach ein aktuelles Ende drangeflanscht. Und zwar gut!