
Natürlich kann ich nur die deutsche Übersetzung beurteilen, aber was ich da gelesen habe, finde ich sprachlich und stilistisch mieserabel. Die Sätze sind lang, verschachtelt und mit (meist wenig interssanten) Nebeninformationen belanden. Das Werk liest sich wie der schwerfällige Sachbuchversuch eines Provinzjournalisten, der selbst Erlebtes akribisch festhält. Ebenso muss auch noch jedes recherchierte Detail irgenwie untergebracht werden. Keine Straffung der Geschichte auf Wesentliches - scheinbar ist alles wesentlich.
Plot: Der Held der Geschichte begibt sich in eine türkische Provinzstadt, wird ein paar Tage eingeschneit und erlebt "die Widersprüche von Orient und Okzident", was sich ungefähr so liest:
"Der Autor von Mutterland und Turban, den ich fünf Jahre nach den Geschehnissen, siebenundneunzigjährig und nicht mehr ganz rüstig in Ankara antraf, erzählte mir, dass in den vierziger Jahren die Gymnasiastinnen und Beamtinnen an dieser Stelle seines ebenso wie die anderen Werke (Atatürk läuft, Atatürk schläft, Atatürk für Gymnasien, Gespräche mit Ihm usw.) leider jetzt vergessenen Stücks (er wusste nichts von der Aufführung in Kalüm und den Ereignissen) sich erhoben und unter Tränen geklatscht hätten, während er gleichzeitig seine ungezogenen Enkel (genauer gesagt seine Urenkel) ausschimpfte, die auf ihm herumkletterten."
Geeignet für alle, die so stark an den gegenwärtigen sozialen Verhältissen der türkischen Provinz interessiert sind, dass sie quälende Textarbeit nicht scheuen. Als Lohn winken Erkenntnisse wie diese: "Wenn Unglück ein hinreichendes Motiv für Selbstmord wäre, würden sich die Hälfte aller türkischen Frauen umbringen."
Ich denke, das war eine politisch motivierte Preisvergabe an jemanden, der sich von innen her kritisch mit verschiedenen Aspekten islamischer Gesellschaften auseinandersetzt. Leider völlig unleserlich.