Dienstag, 30. Oktober 2007

Der diskrete Mr. Flint

Nach seinem ersten Rebus Roman hat sich Ian Rankin an einem Antitypus zu John Rebus vesucht. Er ist nicht bei der Polizei, sondern beim Geheimdienst. Auch spielt der Roman in London nicht in Edinburgh. Mit Hilfe dieser kleinen Verfremdungen kann man als treuer Rebus Leser umso deutlicher das Typische an Rankins Romanen erkennen. Seine Typen leben in einer harten Welt, sind recht einsam, den Kollegen kann man nicht trauen, jeder kämpft gegen jeden. Auch der Aufbau ist bekannt: eine kleine nicht erklärliche Eingangsepisode fällt irgendwann recht spät im Buch an ihren Platz. Der Held tappt lange im Dunkeln. Lose Enden sammeln sich ungeordnet an. Die Plots sind nicht so aufgebaut, dass man als Mitdenker genug Hinweise bekäme, um den Fall sportlich vor dem Showdown zu lösen. Man braucht Rankin, der Schritt für Schritt alle Fäden in einem sich beschleunigenden Finale zusammenfriemelt. Es geht hier weniger um Denksport und Hobbykriminalistik als vielmehr um klare Menschenbeobachtung, atmosphärische Dichte und viele Groschen, die einer nach dem anderen - immer schön langsam fallen. Bis zur letzten Seite!
Der diskrete Mr. Flint ist absolut empfehlenswert. Kein unbekannter Vorläufer aus der Zeit, als Rankin noch seinen Stil suchte (wie ich befürchtet hatte), sondern ein Goldstück. Übrigens überwiegen bei Flint und Rebus letztlich doch die Gemeinsamkeiten. Kein Wunder, dass sich Rankin dann auf Rebus festgelegt hat.