
So kam es, dass ich gleich drei Karl-May Bände hintereinander gelesen habe.
Nach 1500 Seiten kann ich folgende Inhalte resümieren:
20x heimlich anschleichen und die Planungen der Gegner ausspionieren
20x den Gegnern eine Falle stellen und sie ohne einen Schuss gefangen nehmen
20x genaue Ortsbeschreibungen, die 1:1 für die Freilichtbühne übernommen werden können
20x aus dem Gebüsch einen Schlag mit dem Gewehrkolben bekommen und in Gefangenschaft geraten
20x in Gefangenschaft optimistisch bleiben und im letzten Moment die Fesseln durchschneiden
20x darstellen, wie sehr der Islam dem Christentum unterlegen ist
20x Gnade vor Recht ergehen lassen, ohne dass die undankbaren Schufte dadurch Buße tun
20x mit Folter bedroht werden, ohne Angst zu zeigen
20x werden die gefangenen Ganoven nicht selbst bestraft, sondern den Behörden übergeben
2000x werden von Kara Ben Nemsi Effendi dumme Ansichten korrigiert
2000x behält Kara Ben Nemsi Effendi Recht
Mit anderen Worten: es ist unglaublich monoton. Keine neuen Ideen, kein Schwung, kein gar nichts. Die Hälfte des Buches spielt übrigens gar nicht im Sudan, sondern ist eine Rückblende in frühere Bücher. Wir erleben Kara Ben Nemsi Effendi im wilden Kurdistan mit seinem edlen Pferd "Rih" und seinem "kleinen, drolligen" Begleiter Hadschi Halef Omar...
Dieser Ausflug beseitigt letzten Rest von Zweifeln: alle Bücher sind absolut identisch aufgebaut. Immer ist z.B. der Bösewicht ein Anführer einer Rotte von mindestens 30 Schurken (Sklavenhändler, Banditen...), immer soll jemand den wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen werden (Krokodile, Bären...) usw.
Wenn ich es mir Recht überlege, sind Karl-May Bücher weniger Abenteuerbücher, als vielmehr Krimis: immer werden Kriminelle überführt, immer treffen wir den selben Kommissar - die Story ist gar nicht so wichtig, wenn wir nur den Kommissar lieben...