Na, dann kann ich ja gleich zu den sonstigen Beobachtungen übergehen. Clancy´s Hauptfigur Jack Ryan gehört in die Reihe der absolut guten Kerle wie Donna Leon´s Commissario Brunetti oder Elisabeth Georges Inspector Lynley. Genau wie diese ist er kein besonders aufsehenerregender Held, sondern einfach nur der good guy von nebenan. Clancy schafft es aber nicht, ihm einen etwas tieferen Charakter zu geben. Sein Privatleben ist irgendwie standardisiert. Er sagt, was man so sagen muss, und tut was man so tun muss. Ein politisch hyperkorrekter Saubermann. So viel steht fest: das Buch lebt nicht vom Hauptcharakter und dementsprechend werden die bad guys bei Clancy auch nie durch individuelle Leistungen wie Spürsinn (Sherlock Holmes), Hartnäckigkeit (John Rebus) oder Intuition (Adamsberg) zur Strecke gebracht. Der Held hebt sich nicht besonders gegen die anderen good guys ab.
Bei Clancy wird der Sieg durch die Gemeinschaftsleistung einer konservativen, wehrhaften Gesellschaft errungen, in der alle strebend ihre patriotische Pflicht tun. Die Guten sind obere Mittelschicht: akademisch, wohlhabend und staatsnah. Ach was, staatsnah - alles Kumpels aus dem FBI, dem CIA, der Navy, der Airforce und einem S.W.A.T-Team. Die Bösen kommen aus dem Ausland.
Interessanterweise ist auch die Gemeinschaftsleistung keine logistisches Meisterwerk, bei dem irgendwer über sich hinauswächst. Wenn es eng wird, greift einfach die Routine und der Dienst. Vater Staat hat ja alle gut ausgerüstet und trainiert und dann klappt das schon.
Die eigentliche Story ist dramaturgisch gar nicht schlecht aufgebaut. Die Verfilmung ("Die Stunde der Patrioten") kann man allerdings vergessen. Zwar ist das Ambiente gut rübergebracht, aber die Story ist mies gekürzt, verändert, verkrüppelt. Schade!