
Man nehme als Minimalinventar: Die Oberschicht,die Unterschicht,ein Internat, einen gruseligen Friedhof und - ach ja - einen Mord.
Unser Held ist Inspektor Lynley. Er ist adelig, gutaussehend, intelligent, reich, edel und gut, sozial eingestellt und mit hoher sozialer Intelligenz ausgestattet. Natürlichh hat er Familie und sehr gute, alte Freunde. Er fährt mit seinem Bentley zum Tatort und wird nach Feierabend in einer Stadtvilla von seinem Buttler empfangen. Am Wochenende fliegt er mit seinem Privatjet auf den Landsitz nach Cornwall. Er arbeitet, "um der Gesellschaft etwas zurückzugeben." Muss ich noch mehr sagen?
Na gut - um es vollständig zu machen: seine Assistentin stammt aus der Unterschicht. Sie wohnt in einem verotteten Haus in einem völlig heruntergekommenen Stadtviertel, hat demente Eltern, die in ihrer Abwesenheit versiffen. Sie ist hässlich, dick, misstrauisch und einsam. Im Umgang mit Menschen ist sie recht grob, streitet schnell herum und unterstellt allen nur das Schlechteste. Nachdem sie schon zurück in die Uniform degradiert war, darf Lynley ihr noch einmal eine Chance zur Bewährung bei der Kripo geben, was er natürlich ritterlich und erfolgreich tut (obwohl sie ihn einst doch so bitter beleidigt hatte - seufz.)
Der eigentliche Plot ist trotz all dem Trief und Schmacht aber doch überraschend gut ausgedacht. Lynley löst den Fall in einem Rutsch vor Ort, indem er mit allen Beteiligten nacheinander redet, wobei ihm natürlich sein großes soziales Geschick, seine hervorragende Intuition und seine großartige Beobachtungsfähigkeit nicht unwesentlich helfen. Neben dem eigentlichen Mord klärt er gleich noch alle kleineren Delikte aller temporär Verdächtigen auf.
Sehr leichte Krimikost zum Wegschlürfen, wenn man echt schlapp ist und ganz schnell etwas ganz Süßes braucht. "Gott schütze dieses Haus" soll noch ganz gut sein. Mein Tip: unter keinen Umständen ein dickeres Buch von ihr in die Hand nehmen. Absolut unerträglich!!!