Mittwoch, 10. Februar 2010

Leichenblässe

Nach seinem eher laffen Debut hatte Beckett´s letztes Buch mir ja Lust auf mehr gemacht - et voilá - bekomme ich Leichenblässe mit den wärmsten Empfehlungen unter den Weihnachtsbaum gelegt.
Aber ach. Wir haben versucht, es vorzulesen. Unmöglich. Das Vorlesen enthüllt schlechten Schreibstil brutal.

Der Held ist ein solcher Langeweiler. Immer und immer und immer und immer und immer wieder überlegt er, ob er sich als Brite nicht aus den amerikanischen Ermittlungen raushalten soll, ob er seinem Gastgeber damit nicht vielleicht Schwierigkeiten bereitet (obwohl der des Helden Anwesenheit explizit wünscht) usw. Das ist ja soooo rücksichtsvoll. Überhaupt ist er in j e d e r Beziehung soooo korrekt. Ein leichenblasser Saubermann.

Ist der Autor selbst so ein umständlicher Typ oder schreibt er streng zielgruppenorientiert? Und wie darf man sich eine solche Zielgruppe vorstellen? Weisser, weiblicher, angelsächsischer Mittelstand in der Vorstadt, der vom idealen Schwiegersohn in gesellschaftlich gehobener Position (Arzt, Wissenschaftler) in zartfühlender Art und Weise durch die schrecklichsten, schmutzigsten Untiefen des psychopathischen Mordens entführt wird, wobei er unter schwierigsten Umständen auch noch seine eigenen Traumata (familiäre Verluste und Opfererfahrung) aufarbeitet und die lebensgeschichtlichen Motive des Serienmörders psychologisch sauber ausgedeutet werden? Das ist zu dick aufgetragen, Mr.Beckett.

Nervig finde ich auch, dass er ausgiebig auf seine beiden ersten Bücher Bezug nimmt. Hast Du nix gelesen, Du nix verstehn. Das ist doch schlechter Stil, oder?

Aufbau der Geschichte Schema F (siehe Buch 1 und Buch 2) - die große Wurmkur im Leichenschauhaus.