Samstag, 30. Januar 2010

Guns, germs and steel

Mama, warum ist es heute so kalt?
Weil die Sonne nicht scheint
Warum scheint die Sonne nicht?
Weil zu viele Wolken am Himmel sind
Warum sind so viele Wolken am Himmel?
Die hat der Wind hierhergeblasen?
Warum bläst der Wind?
usw.usw.

Durch diese Art von Frage- und Antwortspiel geht der Pulitzer-Preis-Träger Jared Diamond der Frage nach, warum die verschiedenen Gesellschaften auf den verschiedenen Kontinenten so unterschiedlich reich und mächtig sind. Welche vordergründigen Faktoren sind für diese Unterschiede verantwortlich? Welche Faktoren liegen dahinter und welche dahinter? Wie weit muss man zurückgehen, um an die Wurzel zu gelangen? Bis ins Mittelalter? Bis zu den frühen Hochkulturen? Nein - bis in die Zeit als alle Menschen auf der Erde noch als Jäger und Sammler gelebt haben. Also bis ans Ende der letzten Eiszeit vor ca. 15.000 Jahren. Von dort an haben sich die unterschiedlichen Gesellschaften unterschiedlich schnell "zivilisiert". Wie und warum kam es dazu? Sind die Völker unterschiedlich intelligent? Sind die Wilden faul?

Jared Diamond´s Motiv für dieses Buch war nach eigener Aussage, solche simplen aber tief eingefleischten, rassistischen Hypothesen zu widerlegen. Die Menschen sind überall gleich intelligent und im evolutiven Sinne gleich modern. Entwicklungsunterschiede führt er auf Unterschiede in den natürlichen Ressourcen und Gegebenheiten auf den Kontinenten zurück. Welche das sind, will ich hier nicht verraten.

Diamond bezieht alle Kontinente in seine Darstellung ein. Für mich interessant war, dass ein besonderer Schwerpunkt auf Neu Guinea, Australien und Ozeanien liegt. Eine Gegend, über die ich bislang sehr wenig wusste, die Diamond aber aus 30jährigen Forschungsaufenthalten gut kennt.

Seine Darlegungen und Herleitungen sind systematisch und gründlich. Das Buch gut strukturiert, anschaulich und leicht verständlich - das Lesen eine große Abenteuer- und Entdeckungsreise. Ein würdiger Nachfolger meines Jugendlieblingssachbuchs "Götter, Gräber und Gelehrte". So sollen Sachbücher sein.

Stilistisch kritisch anzumerken ist, dass er einen redundanten Schreibstil pflegt, der aufgrund der klaren Sprache und guten Struktur eigentlich überflüssig wäre. Gegen Ende steigern sich die Redundanzen bis zur Unerträglichkeit. Die Hälfte hätte es auch getan.